Der Bundesrat hat am 16. August einen Vorschlag zur Anpassung der Tarifstruktur für physiotherapeutische Leistungen präsentiert. Das Physiotherapie- und Trainingscenter Koch hat sich gründlich überlegt, wie wir zu diesem Thema Stellung nehmen sollen. Der Schock sitzt noch immer tief und löst bei uns Verständnislosigkeit aus. Trotzdem sind die ersten Emotionen verflogen und wir widmen uns der Thematik sachlich.
Um was geht es?
Die Gesundheitskosten in der Physiotherapie sind gemäss der Mitteilung des Bundesrats zu stark gestiegen. Deshalb beinhaltet der Vorschlag folgende Anpassungen:
1. Eine Mindestdauer für allgemeine und aufwändige Therapie von 30 bzw. 45 Minuten. Die aktuellen Taxpunkte bleiben gleich. Zudem soll eine neue, kürzere Taxposition für 20 Minuten geschaffen werden.
2. Es soll eine Grundpauschale für eine Sitzungszeit von 20 Minuten eingeführt werden. Dabei wird für jede weitere 5 Minuten eine zusätzliche Pauschale abgerechnet.
3. Zudem soll ein eindeutiger Leistungskatalog für aufwändige Therapie definiert werden.
Seit Jahren bemühen sich Branchenleader und der Branchenverband Physioswiss um eine Anpassung der längst notwendigen Tarifstruktur in der Physiotherapie. Längst notwendig deshalb, weil sich daran seit 1997 nichts verändert hat - Ganz im Gegenteil zur generellen Teuerung und den steigenden Lohnkosten.
Mit dieser Mitteilung macht der Bundesrat klar, dass das Verständnis der Physiotherapie-Branche zu wünschen übrig lässt. Er lässt komplett ausser Acht, dass die Physiotherapie deshalb starken Zulauf erhält, weil die demografische Entwicklung sowie das Bevölkerungswachstum nun mal dafür sprechen und weil immer mehr erkannt wird, dass Physiotherapie operative Eingriffe verhindert und damit Gesundheitskosten spart.
1. Nicht zu Ende gedacht
Der Bundesrat irrt, weil er die Behandlungsdauer mit der Behandlungsqualität gleichsetzt. Die aufwändige Therapie muss nicht generell länger dauern als eine allgemeine Therapie. Dominierende Faktoren in der aufwändigen Therapie sind nämlich das notwendige Fachwissen und die Erfahrung der Physios. Wenn nun die Mindestbehandlungszeit für eine aufwändige Therapie grundsätzlich erhöht wird und die Bezahlung gleichbleibt, reduziert das den Ertrag unnötigerweise, sprich ohne positiven Einfluss auf die Behandlung.
2. Arbeitsbedingungen für Physios
Der Numerus Clausus sorgt dafür, dass in der Schweiz jährlich nur eine bestimmte Anzahl Physios ausgebildet wird. Wir haben bereits jetzt eine klaffende Lücke. Die Schweiz braucht mehr Physios. Die Vorschläge des Bundesrates führen dazu, dass Physio-Unternehmer noch harter kalkulieren müssen. Das wiederum dämpft die Hoffnung, dass das Lohnniveau von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten in absehbarer Zeit endlich angehoben werden kann. In einer Zeit, in der die Schweizer Bevölkerung wächst, sich die Babyboomer-Generation direkt auswirkt und viele 50 bis 70-jährige Menschen im System sind, ist es dringend notwendig, die Attraktivität für einen kostensparenden Beruf wie den des Physios zu erhöhen.
3. Investitionskiller
Die Gewinnmarge der Physiotherapie-Praxen wird jährlich kleiner. Steigende Strompreise, Mietkosten, Lohnkosten, teurere Einkaufspreise etc. Nun kann man sagen: «Das geht allen Branchen gleich!» - und das stimmt. Nur kann die Physiotherapie ihre Preise nicht anpassen. Investitionen in Trainingsinfrastruktur und Weiterbildungen des Personals beispielsweise haben einen direkten und nachhaltigen Einfluss auf die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten. Diese und weitere Investitionen sind gefährdet.
Fazit
Unser Fazit ist, dass der Bundesrat gewisse Bereiche des Gesundheitswesens vergoldet, währenddem er die Physiotherapie austrocknen lässt. Wir, das Physiotherapie- und Trainingscenter Koch, stehen für hochqualitative Behandlungen und attraktive Arbeitsbedingungen. Beides wollen wir aufrechterhalten und können diesen Vorschlag nicht nachvollziehen. Jeder kann mal einen Fehler machen. Deshalb fordern wir vom Bundesrat, sich zu besinnen und sich für eine zielführende Lösung einzusetzen.
Medienmitteilung des Bundesrats